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Lange Teigführung – Warum Zeit die wichtigste Zutat ist

Lange Teigführung

Wer einmal ein Brot mit langer Teigführung gegessen hat, kennt den Unterschied: Die Kruste ist kräftig, die Krume aromatisch und saftig, und das Brot bleibt tagelang frisch. Für mich als Hobbybäckerin ist die lange Teigführung das Herzstück meiner Backweise – sie bringt Ruhe in den Alltag und Qualität ins Brot.

Was bedeutet „lange Teigführung“?

Bei der langen Teigführung bekommt der Brotteig deutlich mehr Zeit zum Reifen – oft zwischen 12 und 48 Stunden. Das geschieht bei kühleren Temperaturen, z. B. im Kühlschrank oder bei Raumtemperatur über Nacht. In dieser Zeit arbeiten die Hefen oder Milchsäurebakterien im Sauerteig langsam und gleichmäßig. Das braucht Geduld, aber keine besondere Technik.

Statt den Teig in zwei Stunden zur fertigen Form zu treiben, lasse ich ihn in kleinen Schritten wachsen – durch Dehnen und Falten, durch Ruhe und Beobachtung. Es ist ein Prozess, der entschleunigt – und bei dem man viel über Brot lernt.

Die Vorteile der langen Teigführung

Mehr Aroma


Während der langen Ruhezeit entstehen durch Fermentation ganz natürliche Aromen. Die Stärke im Mehl wird langsam abgebaut, es bilden sich milde Säuren und Enzyme – das sorgt für einen runden, tiefen Geschmack, den kein Zusatzstoff ersetzen kann.

Bessere Bekömmlichkeit


Ein lang gereifter Teig ist für viele Menschen leichter verdaulich. Das liegt daran, dass sich schwer verdauliche Stoffe wie Phytinsäure abbauen können. Auch Gluten wird durch die Enzyme teilweise aufgespalten – das macht das Brot für viele verträglicher, obwohl es nicht glutenfrei ist.

Längere Frischhaltung


Brote mit langer Teigführung bleiben oft 2–3 Tage länger frisch als schnell gebackene Brote. Das liegt an der besseren Wasserbindung im Teig und der feineren Struktur der Krume.

Weniger Hefe, mehr Natürlichkeit


Durch die lange Reife reicht eine winzige Menge Hefe oder der natürliche Sauerteig völlig aus. Das Brot geht trotzdem wunderbar auf – ganz ohne Backtriebmittel, Fertigmischungen oder Zusatzstoffe.

Tradition und Handwerk


So wurde früher gebacken – mit Zeit, Gefühl und Handarbeit. Die lange Teigführung ist nicht kompliziert, aber sie verlangt Aufmerksamkeit und Hingabe. Für mich ist das Backen so nicht nur ein Hobby, sondern auch ein Ausgleich im Alltag.

Mein Fazit

Gutes Brot braucht nicht viel – nur gute Zutaten, etwas Wissen und vor allem: Zeit.
Die lange Teigführung ist für mich keine Methode, sondern eine Haltung. Sie bedeutet, den Dingen ihren Lauf zu lassen und der Natur den Vortritt zu geben. Das Ergebnis: Ein Brot, das nicht nur gut aussieht, sondern auch so schmeckt – ehrlich, bekömmlich und voller Charakter.