Brot backen mit Lievito Madre hat für mich etwas Besonderes. Es ist ein bisschen wie ein kleines Ritual, das den Alltag entschleunigt und gleichzeitig ein wunderbares Ergebnis verspricht. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Versuch: Ich war unsicher, wie der Sauerteig reagieren würde, und hatte Angst, dass das Brot nicht aufgeht. Doch schon nach den ersten Stunden konnte ich sehen, wie der Lievito Madre aktiv wurde, kleine Bläschen bildete und der Teig langsam aufging. Dieses kleine Schauspiel hat mich sofort fasziniert.
Die Arbeit mit Lievito Madre unterscheidet sich ein wenig von der mit Hefe. Er braucht Zeit und Aufmerksamkeit, aber genau das macht den Prozess so lohnend. Die Struktur des Brotes wird durch die lange Reifezeit besonders elastisch, die Kruste bekommt einen tiefen, leicht nussigen Geschmack, und das Aroma ist einfach unvergleichlich. Ich habe gelernt, dass Geduld hier wirklich der Schlüssel ist.
Um den Lievito Madre anzuwenden, füttere ich ihn zunächst auf: Einen Teil des Ansatzes mische ich mit der gleichen Menge Mehl und der Hälfte Wasser. Dann lasse ich ihn bei Raumtemperatur stehen, bis er aktiv wird – das erkennt man daran, dass sich Blasen bilden und der Teig deutlich aufgeht. Meist nutze ich 20 bis 30 Prozent des Lievito Madre im Hauptteig. Wer mag, kann den Teig anschließend noch kühler über Nacht gehen lassen. Das intensiviert den Geschmack und macht ihn leichter verdaulich. Den Lievito Madre selbst pflege ich einmal pro Woche im Kühlschrank, indem ich ihn füttere, sodass er stets bereit für den nächsten Backtag ist.
Wenn der Teig fertig ist, kommt der spannende Teil: Das Backen im Topf. Ich habe damit mit einem Römertopf begonnen, mittlerweile nutze ich aber auch gern einen Gusseisentopf oder einen Glasbräter. Ein Vorteil der Töpfe ist, dass sie den Dampf im Inneren halten. Dadurch bildet sich eine knusprige Kruste, während das Innere schön saftig bleibt. Anders als oft beschrieben, muss ein Römertopf nicht vorher gewässert werden – ich habe es ausprobiert, und das Ergebnis war auch ohne Einweichen perfekt. Den Teig lege ich vorsichtig hinein, setze den Deckel auf und schiebe den Topf in den vorgeheizten Ofen. Nach einer Weile entferne ich den Deckel, damit die Kruste Farbe bekommt.
Ich habe im Laufe der Zeit viele kleine Tricks gelernt: Den Teig nicht zu sehr zu bearbeiten, die Temperatur des Ofens im Auge zu behalten und dem Brot die Zeit zu geben, die es braucht. Jede Charge ist ein kleines Experiment, und manchmal überrascht mich das Ergebnis auf schöne Weise. Ich liebe es, wenn die Kruste aufbricht und die Aromen im Haus sich entfalten – das ist der Moment, der all die Mühe wert ist.
Brotbacken mit Lievito Madre ist mehr als nur ein Rezept; es ist ein Prozess, der Geduld und Aufmerksamkeit verlangt, aber auch unglaublich viel Freude bringt. Selbst wenn einmal etwas nicht perfekt läuft, lernt man jedes Mal etwas dazu. Für mich ist es mittlerweile ein entspannender Teil der Woche geworden, ein Moment, in dem ich ganz bewusst bei mir und meinem Teig bin. Und das Beste: Das fertige Brot schmeckt nicht nur fantastisch, es hat auch eine Geschichte, die man mit jedem Stück erzählt.
Um mit Lievito Madre zu backen, solltest du ihn vor dem Einsatz auffrischen. Dazu nimmst du einen Teil deines Ansatzes, mischst ihn mit der gleichen Menge Mehl und etwa der Hälfte an Wasser und lässt ihn bei Raumtemperatur stehen. Sobald er sich verdoppelt hat und Blasen zeigt, ist er backbereit.
Im Teig verwende ich meist 20 bis 30 Prozent LM bezogen auf die Mehlmenge. Das heißt: bei 500 Gramm Mehl kommen etwa 100 bis 150 Gramm Lievito Madre dazu. Er ersetzt dabei entweder die Hefe komplett oder unterstützt sie, wenn der Teig schneller aufgehen soll.
Die Gare dauert etwas länger als bei Hefeteigen. Am besten orientierst du dich am Teig und nicht an festen Zeiten. Bei kühler Übernachtgare entwickelt er ein besonders gutes Aroma und lässt sich am nächsten Tag leichter verarbeiten.
Für die Pflege reicht es, den Lievito Madre im Kühlschrank einmal pro Woche zu füttern. Wenn du häufiger backst, kannst du ihn auch öfter auffrischen. Wichtig ist, dass er nicht austrocknet und regelmäßig Nahrung bekommt. Dann bleibt er stabil und einsatzbereit.
Wenn du Lust auf noch mehr Tipps, Einblicke in meine Backstube und frische Inspiration rund ums Brot hast, schau gerne auf meinem Instagram-Profil vorbei. Dort teile ich Schritt-für-Schritt-Videos, Fotos meiner neuesten Brotkreationen und kleine Tricks, die das Backen noch einfacher und spaßiger machen. Ich freue mich, dich dort zu sehen und gemeinsam die Freude am Brotbacken zu teilen!