Was dich in diesem Artikel erwartet:
Du möchtest deinen eigenen Sauerteig ansetzen – aber die zahllosen Anleitungen im Netz machen dich eher unsicher als schlauer? Kein Problem: Hier bekommst du eine klare, ehrliche und gut verständliche Anleitung, die funktioniert. Ohne unnötige Fachbegriffe, aber mit dem Wissen, das wirklich zählt. Und vor allem: mit Mut zur Praxis.
Sauerteig ist ein natürlicher Trieb für Brot – eine Mischung aus Mehl und Wasser, die durch Gärung lebendig wird. Die enthaltenen Milchsäurebakterien und wilden Hefen sorgen nicht nur dafür, dass dein Teig aufgeht. Sie machen dein Brot auch aromatischer, länger haltbar und bekömmlicher.
Im Gegensatz zu industrieller Hefe steckt in Sauerteig echte Zeit – und genau das schmeckst du später in jeder Scheibe.
Zutat | Warum sie wichtig ist |
---|---|
Roggenmehl Type 1150 | Enthält viele natürliche Hefen und Bakterien, ideal zum Start |
Wasser (ca. 26–38 °C) | Die richtige Temperatur fördert die Gärung |
Zeit & Wärme | Ohne Geduld wird’s nix – Gärung braucht einen warmen Ort |
Dazu brauchst du ein sauberes Glas, einen Löffel und eine Küchenwaage. Das war’s.
Die folgenden Schritte gelten für einen klassischen Roggensauerteig. Du kannst ihn später auch zu einem Weizensauerteig „umzüchten“, wenn du möchtest.
50 g Roggenmehl + 50 g Wasser (ca. 37 °C) verrühren
In ein sauberes Glas geben, Deckel nur auflegen (nicht fest verschließen)
Warm stellen (z. B. im Ofen mit eingeschaltetem Licht oder bei WLAN-Router)
24 Stunden ruhen lassen
Mischung aus Tag 1 mit weiteren 50 g Roggenmehl + 50 g Wasser vermischen
Wieder warm stellen, reifen lassen, bis sich das Volumen deutlich vergrößert
Ggf. mit Gummi am Glas markieren, um das Wachstum zu beobachten
Nur 50 g vom Ansatz behalten
Mit 50 g Roggenmehl + 50 g Wasser vermengen
Reifung dauert je nach Temperatur 12–24 Stunden
10 g vom Ansatz verwenden
Mit 50 g Roggenmehl + 50 g Wasser verrühren
Reifung beobachten: Wenn er blubbert, säuerlich-fruchtig riecht und sich verdoppelt – bist du fast am Ziel
Glückwunsch: Dein Sauerteig ist einsatzbereit
Er ist jetzt dein Anstellgut – bewahre ihn im Kühlschrank auf und füttere ihn regelmäßig
Zeitpunkt | Was tun? |
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Alle 7 Tage | 5–10 g Anstellgut mit 50 g Mehl + 50 g Wasser mischen |
Vor dem Backen | An Vortag auffrischen, bei Raumtemperatur reifen lassen |
Nach dem Füttern | Glas lose verschließen und wieder kalt stellen |
Ein fitter Sauerteig riecht fruchtig-säuerlich, vergrößert sich sichtbar und treibt dein Brot zuverlässig.
Welches Mehl ist ideal?
Roggenmehl Type 1150 (oder 997, 1370, Champagnerroggen) eignet sich bestens. Vollkornmehl nur zum Ansetzen verwenden, nicht zum regelmäßigen Füttern – das Aroma wird sonst schnell unausgewogen.
Was tun bei Schimmel oder komischem Geruch?
Leider: sofort wegwerfen und neu beginnen. Sicherheit geht vor.
Warum ist mein Sauerteig noch nicht fit?
Gerade in den ersten Wochen ist dein Sauerteig noch „jung“. Er braucht Zeit und regelmäßige Fütterung, um stark genug zu werden. In dieser Phase hilft eine Mini-Zugabe von Hefe im Brotteig (z. B. 1 g Trockenhefe auf 500 g Mehl).
Kann man Sauerteig kaufen oder tauschen?
Ja. Viele Bäckerinnen geben gerne etwas Anstellgut ab. Oder du schaust in einer Online-Sauerteigbörse vorbei. Aber: Selber ansetzen ist einfacher als du denkst – und macht richtig stolz.
Eigenschaft | Sauerteig | Hefe |
---|---|---|
Triebkraft | Natürlicher Gärprozess, langsam | Schnell, zuverlässig |
Geschmack | Tief, leicht säuerlich | Mild, neutral |
Haltbarkeit Brot | Sehr gut (durch Säure) | Kürzer |
Bekömmlichkeit | Hoch (bei langer Teigführung) | Geringer (je nach Reifezeit) |
Pflegeaufwand | Regelmäßiges Füttern nötig | Keine Pflege nötig |
Einen eigenen Sauerteig zu züchten ist kein Hexenwerk. Es ist ein bisschen wie Gärtnern in der Küche: Man sät, wartet, pflegt – und wird belohnt. Mit Geschmack, Stolz und echtem Handwerk.
Entscheidend ist nicht, alles perfekt zu machen. Sondern: dranzubleiben, zu beobachten, zu lernen. Und genau darin liegt der Zauber. Dein Sauerteig wächst mit dir – und du mit ihm.